Ein düsterer Roman, der seinen Lesern starke Nerven abverlangt, dafür aber auch außergewöhnliche Lesestunden garantiert !!!
„Literaturwerkstatt- kreativ / Blog“ stellt vor:
„1793“ von Niklas Natt och Dag
Stockholm im Jahr 1793
Der verbitterte Kriegsveteran Jean Michael Cardell zieht aus der Stadtkloake Södermalms in Stockholm die Überreste einer Leiche. Dem Toten wurden Zunge und Augen entfernt, zudem sämtliche Gliedmaßen mit chirurgischer Präzision amputiert. Der Jurist Cecil Winge, der als hervorragender Ermittler für die Stockholmer Polizeikammer tätig ist, nimmt sich diesem doch sehr außergewöhnlichen Fall an. Allerdings ist das Zeitfenster eng, denn er ist an Tuberkulose erkrankt und hat nicht mehr lange zu leben. Da Cecil Winge den Mord nicht alleine aufklären kann, bittet er Cardell um Hilfe. Dieser willigt ein, denn auch ihn treibt der Ruf nach Gerechtigkeit an. Das ungleiche Ermittlerduo begibt sich auf Spurensuche.
Keiner der beiden Männer ahnt, welche menschlichen Abgründe auf sie warten !!!

Autorenfoto Copyright Gabriel Liljevall
Fazit:
Niklas Natt och Dag wurde für „1793“ mit dem schwedischen Krimipreis ausgezeichnet und das aus meiner Sicht auch völlig zu Recht. Er hat einen äußerst beeindruckenden, aber auch außergewöhnlichen Debütroman vorgelegt. Ein Mix aus Roman, Krimi und gut recherchierter Historie. Denn gerade die lebendigen und sehr detaillierten Beschreibungen über Armut, Dreck, Krankheit, Hurerei und Gewalt machen deutlich, wie gut der Autor für dieses Buch geforscht hat. Pervers und brutal ist da nicht nur der im Mittelpunkt stehende Mord, auch der Alltag der Menschen mit ihrem furchtbaren Leid sind für den Leser allgegenwärtig. Der Autor hat einen Mordfall in den Mittelpunkt gestellt, der uns Leser gleichermaßen fesselt und abstößt und mit der Aussage von Thomas Hobbes „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“ immer wieder zum Nachdenken bringt.
Mit Jean Michael Cardell und Cecil Winge hat der Autor – wie schon erwähnt – zwei sehr unterschiedliche Ermittler mit Ecken und Kanten geschaffen. Beide Protagonisten – jeder auf seine Art – sind interessante Persönlichkeiten und geben dem Roman eine gute Ausgangsposition. In die Handlung mit eingewoben und maßgeblich beteiligt an dem Geschehen ist der junge, über beide Ohren verschuldete Kristofer Blix und die junge Anna Stina Knapp, die unschuldig in einem Spinnhaus – einer Strafanstalt für Frauen – einsitzen muss. Die verhängnisvollen, brutalen und grausigen Lebensgeschichten dieser Beiden werden vom Autor sehr ausführlich beschrieben und fordern dem Leser zwar so einiges ab, jedoch bilden sie mit die Grundlage zur Lösung dieses Falles. Geschickt gelingt es dem Autor die unterschiedlichen Handlungsstränge in vier Kapiteln miteinander zu verweben und zum Schluss gekonnt aufzulösen.
Ein düsterer Roman, der seinen Lesern starke Nerven abverlangt, dafür aber auch außergewöhnliche Lesestunden garantiert !!!
Eine weitere Besprechung zu diesem Roman:
https://fraulehmannliest.com/2019/03/10/das-gespenst-aus-dem-hause-indebetou/
Autor:

Besten Dank an den Piper Verlag für das Rezensionsexemplar
Niklas Natt och Dag, geboren 1979, arbeitet als freier Journalist in Stockholm. Er entstammt der ältesten Adelsfamilie Schwedens. Nicht zuletzt deshalb hat er eine besondere Verbindung zur schwedischen Geschichte. Sein historischer Kriminalroman ›1793‹ wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Schwedischen Krimipreis für das beste Spannungsdebüt. Wenn er nicht schreibt oder liest, spielt er Gitarre, Mandoline, Geige oder die japanische Bambuslängsflöte Shakuhachi.
Details:
Piper Verlag (01.03.2019) ( https://www.piper.de/1793-buch) / ISBN: 978-3-492-06131-5 / 16,99 Euro Klappenbroschur / 496 Seiten
Übersetzt von: Leena Flegler
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