Miqui Otero erzählt eine interessante Familiengeschichte, die mich aber leider nicht so mitreißen konnte, wie ich es mir erhofft hatte!
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„Simón“ von Miqui Otero
Normalerweise gebe ich an dieser Stelle immer meine eigene Zusammenfassung wieder, in diesem Fall aber steht hier der Klappentext des Buches, damit mein Fazit vielleicht verständlicher wird.
„Als Kind träumt sich Simón aus der Bar seiner Eltern in die Welt von Dumas` Abenteuerromanen fort. Auch das Barcelona der Neunzigerjahre steckt voller Euphorie, doch selbst der Glanz der Stadt und die Magie der Bücher können Simón nicht vor allen Herausforderungen bewahren, die die Zukunft für ihn und sein Umfeld bereithält.
Simón wächst, weitgehend sich selbst überlassen, in einer Bar am Stadtrand von Barcelona auf. Nicht unbedingt der beste Ort für einen kleinen Jungen, doch sonntags verwandelt sich Simóns Leben in pure Magie. Denn jeden Sonntag bringt ihm sein Cousin einen historischen Abenteuerroman vom Bücherflohmarkt des Viertels mit. Die Helden dieser Romane vergisst Simón nie wieder. Nicht, als sein Cousin spurlos verschwindet, und auch nicht, als Simón die Liebe kennenlernt und sich als Koch in Luxusküchen verdingt. Doch weder die strahlende Stadt ist vor der Entzauberung gefeit, noch Simóns eigenes Leben.“

Fazit:
Bereits 2012, bei Erscheinen seines Romans „Rayos“, wurde Miqui Otero von der Literaturkritik zum „Chronisten Barcelonas“ gekürt. Mit „Simón“ gelang ihm endgültig der Durchbruch als einer der wichtigsten literarischen Autoren Spaniens. Von daher war ich ganz gespannt auf dieses Buch, sowohl der interessante Klappentext, als auch die Geschichte Barcelonas weckte meine Neugier.
Nun schiebe ich diese Rezension schon Tage vor mir her, denn Miqui Otero macht es mir mit seinem Roman nicht leicht. Sicher, der Autor erzählt hier eine gut durchdachte, strukturierte Geschichte und ist durchaus auch ein begnadeter Erzähler mit viel Phantasie und Kreativität; vor allem seine sprachliche Brillanz zieht sich geradezu wie ein roter Faden durch die Geschichte. Auch fügt Otero bis zum Schluss alles gut zusammengeführt, löst alles auf, dennoch konnte mich die Erzählung nicht in Gänze in ihren Bann ziehen.
Das erste Kapitel (Die Nacht der Dächer), das über 140 Seiten ging, empfand ich noch sehr interessant auch atmosphärisch schön beschrieben. Als Leserin bin ich mit Simón in die Welt der Bücher, Flohmärkte und in die Kneipenkultur Barcelonas eingetaucht; spannend und interessant geschildert! Danach war allerdings für mich der Lesezauber vorbei. Miqui Otero konnte mich plötzlich nicht mehr abholen, dabei kann ich ihm handwerklich und literarisch gar nichts vorwerfen, die Geschichte hat mich einfach nicht mehr erreicht. Ein Grund ist sicherlich, dass der Autor mir seine Protagonisten nicht wirklich nahe bringen konnte. Sie blieben allesamt sehr distanziert und mit keinem/keiner konnte ich wirklich warm werden. Man muss Protagonisten nicht unbedingt mögen, aber sie müssen irgend etwas in einem auslösen, an etwas erinnern, verzaubern, oder auch wütend machen usw., doch das blieb leider aus.
Vielleicht habe ich auch zu viel erwartet und in Anbetracht der `Lobeshymnen` lag vermutlich meine Messlatte ziemlich hoch. Leider blieb ich diesmal etwas enttäuscht zurück. Da meine Meinung natürlich wie immer subjektiv ist, bitte ich Euch, bildet euch eure eigene Meinung.
Miqui Otero erzählt eine interessante Familiengeschichte, die mich aber leider nicht so mitreißen konnte, wie ich es mir erhofft hatte!
Autor:

Miqui Otero, geboren 1980 in Barcelona, ist Romanautor, Journalist und eine Schlüsselfigur in Barcelonas Kulturszene. Bereits 2012, bei Erscheinen seines Romans »Rayos«, wurde er von der Literaturkritik zum »Chronisten Barcelonas« gekürt. Mit »Simón« gelang ihm endgültig der Durchbruch als einer der wichtigsten literarischen Autoren Spaniens.
Details:
Klett-Cotta Verlag ( 20.08.2022) (https://www.klett-cotta.de/buch/Gegenwartsliteratur/Sim%C3%B3n/581674) / Hardcover mit Schutzumschlag /448 Seiten / 25,00 Euro / ISBN: 978-3-608-98074-5
aus dem Spanischen von Matthias Strobel