Ein interessanter und spannender Einblick in die sehr zwiespältige amerikanische Gesellschaft!
„Literaturwerkstatt- kreativ / Blog“ stellt vor:
„Unschuld“ von Takis Würger
„Wenn alle lügen. Und niemand unschuldig ist.“
„Molly Carver bleiben fünfunddreißig Tage, um die Unschuld ihres Vaters zu beweisen. Seit Jahren sitzt er für den Mord an dem sechzehnjährigen Casper Rosendale im Gefängnis – nun soll das Urteil vollstreckt werden. Auf der Suche nach Antworten kehrt Molly zurück in das Ostküstendorf ihrer Kindheit. Unter falschem Namen beginnt sie, als Hausmädchen für die Rosendales zu arbeiten, eine Familie, die einmal einflussreicher war als die Rockefellers …„

Fazit:
Auch wenn Takis Würger mich einst mit seinem Roman „Stella“ nicht so recht begeistern konnte, so hat er mich mit seinen beiden anderen Büchern „Der Club“ und „Noah“ völlig überzeugt. Und auch mit „Unschuld“ ist ihm das gelungen, denn in einem `Zug` habe ich das Buch ausgelesen.
Allerdings muss man die Sprache, die Art wie Takis Würger seine Geschichten erzählt, auch mögen. Oft findet man kurze knappe Sätze vor, fast schon stakkatoartig, sodass mir beim Lesen fast die Luft wegblieb. Auch diesmal konnte er mich wieder mit seiner direkten und sehr deutlichen Sprache begeistern und dies passte gut zur Handlung, zur Geschichte. Würger schmückt nicht alles großartig bis ins Detail aus und trotzdem – oder gerade deswegen – konnte ich mir alles sehr gut vorstellen und jedes mal waren die Bilder stimmig.
Er erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven, vorrangig natürlich aus der Sicht von Molly Carver, aber auch Casper Rosendale bestreitet hier große Teile der Handlung. Die Geschichte wird durch diese stetigen Wechsel sehr abwechslungsreich und wir Leser*innen bekommen so großartige Charakterbeschreibungen der einzelnen Protagonisten vermittelt. Allesamt Charaktere die gut dargestellt werden, aber eher im beschreibenden Stil – halt im Würger Stil – nicht bis ins kleinste ausschmückend, sondern eher in einem journalistischen Stil.
Gute Recherchearbeit ist für Takis Würger sehr wichtig. Das hat er als Journalist von der Pike auf gelernt und und so war er auch diesmal für seinen Roman mehrere Monate in Amerika, hat direkt vor Ort genau beobachtet und sondiert. Dabei greift er gleich mehrere hoch brisante `Amerikanische Themen` wie etwa die Todesstrafe, den Waffenlobbyismus, oder den Umgang mit Drogen und Medikamenten auf. Aber auch die „Huntington-Krankheit“ und das Thema „Stottern“ haben einen festen Platz in dieser Geschichte. Dabei hat Herr Würger sich als guter Beobachter der amerikanischen Gesellschaft – sowohl der Reichen, als auch der Armen – erwiesen, ohne dabei den pädagogischen Zeigefinger zu erheben, legt aber dennoch den Finger in so manche Wunden. Dies gibt uns Leser*innen reichlich Stoff zum Nachdenken, über ein sehr ambivalentes amerikanisches Gesellschaftssystem.
Ein interessanter und spannender Einblick in die sehr zwiespältige amerikanische Gesellschaft!
Hier geht es zur Rezension „Noah“: https://literaturwerkstattkreativblog.wordpress.com/2021/06/04/noah-von-takis-wurger/

Hier geht es zur Rezension „Stella“: https://literaturwerkstattkreativblog.wordpress.com/2019/02/01/stella-von-takis-wuerger/

Autor:

Takis Würger, geboren 1985, berichtet als Journalist für das Nachrichtenmagazin Der Spiegel u. a. aus Afghanistan, Libyen und dem Irak. Mit seinen Reportagen gewann er zahlreiche Preise, darunter den Deutschen Reporterpreis und den CNN Journalist Award. Mit 28 Jahren ging er nach England, um an der Universität von Cambridge Ideengeschichte zu studieren. 2017 erschien sein Debütroman Der Club, der für den aspekte-Literaturpreis nominiert war und mit dem Debütpreis der lit.Cologne ausgezeichnet wurde.
Details:
Penguin Verlag (26.10.2022) (https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Unschuld/Takis-Wuerger/Penguin/e584042.rhd) / Hardcover mit Schutzumschlag / 304 Seiten / 22,00 Euro / ISBN:978-3-328-60168-5