Pascal Mercier erzählt nachdenklich, literarisch und auch sehr philosophisch!
Euch einen schönen, lesereichen und erholsamen Sonntag…
„Literaturwerkstatt- kreativ / Blog“ stellt vor:
„Das Gewicht der Worte“ von Pascal Mercier
„Seit seiner Kindheit ist Simon Leyland von Sprachen fasziniert. Gegen den Willen seiner Eltern wird er Übersetzer und verfolgt unbeirrt das Ziel, alle Sprachen zu lernen, die rund um das Mittelmeer gesprochen werden. Von London folgt er seiner Frau Livia nach Triest, wo sie einen Verlag geerbt hat. In der Stadt bedeutender Literaten glaubt er den idealen Ort für seine Arbeit gefunden zu haben – bis ihn ein ärztlicher Irrtum aus der Bahn wirft. Doch dann erweist sich die vermeintliche Katastrophe als Wendepunkt, an dem er sein Leben noch einmal völlig neu einrichten kann.“

Fazit:
„Nachtzug nach Lissabon“ steht bis heute auf der Liste meiner absoluten Lieblingsbücher, von daher war ich sehr gespannt, wie mir das neue Werk von Pascal Mercier – der mit bürgerlichem Namen Peter Bieri heißt – gefallen wird.
Ja, auch diesmal hat Pascal Mercier mich überzeugen können, vielleicht nicht mit ganzen 100 % wie seinerseits mit diesem fulminanten Werk „Nachtzug nach Lissabon“, der mich damals in einen wahren Leserausch gezogen hatte. Aber Bücher von einem Autor in Konkurrenz zu setzten, ergibt auch nicht wirklich Sinn. Jedes Buch wird unter anderen Voraussetzungen geschrieben und Mercier hatte sicher ganz andere Ambitionen als damals. Und auch ich, als älter gewordene Leserin, betrachte Bücher heute ebenfalls anders, als wie vor fast zwanzig Jahren – auf jeden Fall kritischer.
Was aber weiter Bestand hat ist, das Pascal Mercier sich einer Ausdrucksweise und eines Sprachschatzes ermächtigt, wie man ihn nicht ganz so oft zu lesen bekommt. Ihm ist wieder ein sehr bewegender, tiefgründiger, sowie philosophischer Roman gelungen. Er versteht es uns Leser*innen auf eine sehr bildhafte Reise mitzunehmen und uns mit seiner ausdrucksstarken Sprache, seinem Wissen um Literatur in seinen Bann zu ziehen.
Dies ist jedoch kein sehr aufregendes oder spektakuläres Buch, es ist eher eine Geschichte der leisen Worte und Töne und dennoch hat es eine Sogwirkung auf mich. So wollte ich zu jedem Zeitpunkt wissen, wie es mit seinem Protagonisten Simon Leyland weiter geht. Alle Charaktere – Simon Leyland eingeschlossen – sind allesamt liebevoll und ausdrucksstark entwickelt, sodass bei mir gleich ein Interesse an Ihnen und ihrem Leben bestand.
Der Autor erzählt seine Geschichte in mehreren Zeitebenen und springt auch schon mal hin und her, aber so, dass es für uns Leser*innen nicht allzu verwirrend wird. An manchen Stellen hätte es durchaus etwas komprimierter sein dürfen, zumal dies kein Buch ist, das man so in einem Rutsch wegliest. Es ist ein Buch, das schon etwas Zeit bedarf und nicht eben mal so nebenbei gelesen werden sollte.
In diesem Buch geht es um Themen wie `Liebe, Tod, Vergessen, Abschied, Trauer, Selbstfindung, verpasste Chancen etc`. Themen die von Pascal Merciers vielschichtigen Charakteren durchlebt werden und uns Leser*innen letztendlich dazu auffordern, uns mit unserer eigenen Bibliografie, unseren Lebenswegen, Träumen, dem Tod und mit all dem, was damit im Zusammenhang steht, auseinander zu setzten.
Was dieses Buch auf jeden Fall bei mir noch verändert hat, ist mein Blick auf die Übersetzer*innen eines Buches. Simon Leyland ist ja nun in dieser Geschichte der Übersetzer. Mir war immer schon klar, dass das übersetzten eines Buches viel Arbeit bedeutet, dass es aber so viel mehr ist, ist mir während des Lesens erst so richtig deutlich geworden.
Pascal Mercier erzählt nachdenklich, literarisch und sehr philosophisch!
Autor:

Pascal Mercier, 1944 in Bern geboren, heißt mit bürgerlichem Namen Peter Bieri und lebt in Berlin, wo er bis zu seiner Emeritierung Professor für Philosophie an der Freien Universität Berlin war. Nach »Perlmanns Schweigen« und »Der Klavierstimmer« wurde sein Roman »Nachtzug nach Lissabon« einer der großen Bestseller der vergangenen Jahre und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Es folgte die Novelle »Lea«. Pascal Mercier wurde u.a. mit dem Marie-Luise-Kaschnitz-Preis und dem italienischen Premio Grinzane Cavour für den besten ausländischen Roman geehrt.
Details:
btb Verlag (12.07.2021) (https://www.penguinrandomhouse.de/Rezensionen/525182.rhd / Taschenbuch- Broschur) / 576 Seiten/ 12,00 Euro / ISBN:978-3-442-77104-2